Silage selbst herstellen
Jeder, der sein Heu mitunter in mühevoller Handarbeit selber einfährt, hat sich bestimmt auch schon einmal Gedanken über das Einsilieren von Gras, Mais oder Kartoffeln gemacht. Ich möchte hier zeigen, wie man selbst als „Kleinstbauer“ eine wirklich perfekte Gras- oder Anwelksilage herstellen kann.
Um Erfolg beim Hobby-Silieren zu haben, ist allerdings ein wenig Theorie vornweg ratsam...
Warum wird eigentlich siliert?
Im Prinzip geht es darum, dass im Frühjahr stark wachsende Grünfutter gerade in diesem jungen Wachstumsstadium zu konservieren. Jetzt haben die Gräser und Kräuter die optimalsten Energiegehalte, die quasi für eine Verfütterung später oder im Winter mit haltbar gemacht werden. Zu diesen energetischen Inhaltsstoffen zählen Rohprotein (Eiweiß), Rohfett (Fett) und (verdauliche) Rohfaser (Kohlehydrate), weiterhin auch Mineralstoffe und Spurenelemente.
Außerdem sind die Wetterverhältnisse für eine sichere Heuernte im zeitigen Frühjahr – also mehrere Tage lang trockenes und warmes Wetter sowie eine entsprechend geringe Bodenfeuchte – oft noch nicht gewährleistet. Der Vorteil des Silierens besteht darin, dass das Siliergut nur angewelkt werden braucht, nicht aber getrocknet werden muss. Dadurch landet der größte Teil aller wertvollen Pflanzenteile, wie junge Blätter oder Blüten im Futtertrog und wird nicht durch mehrfaches Heuwenden vom Winde verweht...
Das Siliergut wird i.d.R. als kurz gehäckseltes Futter in Fahrsilos, Feldmieten oder auch Folienschläuchen eingelagert und luftdicht abgedeckt. Als Langgut wird es als Ballen gepresst (wie Heu auch) und dann mit Silofolie umwickelt.
Wie funktioniert das Silieren?
Silage ist ein durch Milchsäuregärung erzeugtes (Winter-) Futter.
Diese Gärung erfolgt anaerob, das heißt ohne Sauerstoff/Luft, im Futter enthaltener Zucker wird durch anaerobe Mikroorganismen zu Milchsäure abgebaut.
Ist Sauerstoff an einem Gärprozess beteiligt (aerobe Gärung), spricht man von Butter- u./o. Essigsäuregärung. Hier wird der Zucker in Butter- u./o. Essigsäure umgewandelt. Bestes Beispiel hierfür ist wohl der schlecht geschichtete und übel riechende Komposthaufen des Nachbarn... ;-)
Milchsäure macht (bzw. die Milchsäurebakterien machen) das Siliergut haltbar, weil sie den ph-Wert im Futter auf ca. 4-5 herunter fährt, voraus gesetzt Sauerstoff wird fern gehalten! Bei diesem ph-Wert stellen Fäulnis hervor rufende Bakterien ihre Arbeit ein.
Beim Silieren werden auch meist sogen. Siliermittel hinzu gemischt. Diese wirken gegen unerwünschte Bakterien, bzw. Fehl- oder Nachgärungen.
Der Siliervorgang dauert ca. 6 Wochen, im 5000m3 großen Fahrsilo genauso lange wie in der 200 Liter fassenden Regentonne! Wird dann allerdings das Silo geöffnet, nehmen (je nach Außentemperatur) wieder die aeroben Mikroorganismen ihre Arbeit auf. In der Folge erwärmt sich die Silage und beginnt aufgrund von Hefe- und Schimmelpilzbildung zu verderben.
Daher sollte man nur so viel vom Silo öffnen, anschneiden oder abwickeln, wie man auch zeitnah verfüttern kann!
Was kann alles siliert werden?
Lebens- und Futtermittel werden laut Wikipedia schon seit der Jungstein-zeit (!) durch Milchsäuregärung konserviert!
Generell eignen sich alle Futterpflanzen, die Zucker und/oder Stärke enthalten. Diese Kohlehydrate sind für die Vermehrung der Milchsäurebakterien von Bedeutung und somit für den Gärprozess.
Da wären also: Gras (auch frisches Rasenschnittgut), Mais, Klee- und Luzernegras (ebenso Klee und Luzerne), Futterraps, Grüngetreide sowie Rübenblätter.
Biertreber und Apfeltrester (Pressabfälle aus der Bierbrauerei und Obstveredlung) sowie gedämpfte Kartoffeln lassen sich ebenfalls sehr gut silieren.
Rohe Kartoffeln, Äpfel und (am besten geriebene) Futter- und Zuckerunkeln kann man dem Siliergut beimischen. Allein enthalten sie zu viel Wasser.
Aber genug der Theorie, kommen wir also langsam zur Praxis....
"Silier-Regeln"
Wiesenpflege
Die richtige Wiesenpflege ist eine der Grundvoraussetzungen für das Gelingen der eigenen Silage.
Nach einer eventuellen Beweidung werden im Spätherbst die Wiesen nachgemäht um unerwünschte Wildkräuter und „Platzräuber“ knapp zu halten. Mit Saateggen (oder auch nur einem Rechen) werden im Frühjahr Maulwurfshügel und Winterauffrierungen eingeebnet. Ebenso kann man die Grasnarbe aufreißen und dadurch belüften. Auf Kahlstellen sollte man mit handelsüblichen Saatgutmischungen nachsäen, um der Verbreitung von Wildkräutern vorzubeugen.
Schnittzeitpunkt
Der richtige Schnittzeitpunkt lässt sich am besten mit guten Freunden feststellen: hat das Gras die berühmte „Bierflaschenhöhe“ erreicht (die man sicherheitshalber mit mehreren Flaschen ermittelt), ist der richtige Zeitpunkt gefunden J Ansonsten liegt er zwischen dem Ährenschieben und der Blüte der Hauptgräser der Wiese, also in etwa im Mai/Juni. Die Gräser haben da den höchsten Zuckergehalt und liefern damit auch den höchsten Energieertrag.
Schnitthöhe
Die Schnitthöhe sollte nicht unter 7cm liegen, denn es darf möglichst kein Schmutz mit in die Silage gelangen!
Schnittgut anwelken
Es empfiehlt sich, das Schnittgut auf ca. 30-40% Trockensubstanz/Trockenheit anzuwelken. Dabei verliert es schon eine Menge Wasser, das uns später nicht mehr als Gär- oder Sickersaft ärgern kann! Außerdem lässt es sich besser pressen, das Futter setzt sich kaum nach und es „federt“ beim Pressen nicht zurück.
Je nach Witterung dauert das 1-2 Feldtage.
Ein Tipp zur Feststellung des richtigen Trocknungsgrades: In einen Haufen frisch gemähtes Grünfutter und in Heu lässt sich eine Heugabel problemlos hinein stechen, in „halbtrockenes“ (noch langes) Gras so gut wie nicht... das ist genau richtig!
Schnittgut häckseln
Das Schnittgut wird i.d.R. gehäckselt. Dabei werden die Pflanzenzellen angerissen und verlieren somit ihren Innendruck. Die Verdichtung des Siliergutes wird dadurch wesentlich erleichtert.
Einfüllen und verdichten
Das Siliergut sollte dann lagenweise in’s Silo eingefüllt und entsprechend auch lagenweise verdichtet werden. Wie vorn schon erwähnt handelt es sich hier um eine Gärung OHNE Sauerstoff, der muss also unbedingt raus!
Luftdicht verschließen
Damit auch später kein Sauerstoff in das Silo eindringen kann, muss es luftdicht verschlossen werden.
Einen Schraubdeckel beispielsweise muss man schon mit möglichst viel Druck aufschrauben!
Behälter die mit Folie abgedeckt werden, sollte man unbedingt mit Steinen, Platten etc. beschweren.
Variante ohne Deckel:
Fass zu ca. 90% befüllen und verdichten, mit stabiler Folie abdecken, Rest des Fasses mit Sand auffüllen (dichtet ab und bringt Pressgewicht). Zum Schluss Steine/Gewichte drauf packen!
Beachtet man all diese Regeln, kann eigentlich nichts mehr schief gehen!
Die bisher beschriebenen Dinge gelten grundsätzlich für den optimalen Ablauf bei der Herstellung einer Silage. Ist aber die vorhandene Maschinentechnik beschränkt, spielt das Wetter schon wieder nicht mit oder fehlt es an „der Zeit zur richtigen Zeit“, dann braucht man den klassischen
„Plan B“!
Ich mähe das „bierflaschenhohe“ Gras mit einem Einachs- Balkenmäher und zette es ggf. anschließend mit der Gabel auseinander. Dann lasse ich es 1-max. 2 Tage anwelken, meistens wende ich es nicht.
Nun häcksele ich mein Siliergut ganz einfach, indem ich es mit einem Rasenmäher „einfahre“.
Schließlich befülle ich 200-Liter-Fässer lagenweise (ca. 30cm hoch) und verdichte jede Lage zunächst mit einem Kantholzstampfer. Dann wird gepresst.
Entweder mit Hilfe von Hydraulik vor Ort...
Das sind alles meine eigenen Gedanken und Erfahrungen,
die ich mit meinen persönlichen Möglichkeiten gemacht habe!
Andere Leute machen es halt anders....
Folgende Silier-Varianten habe ich bisher versucht:
Woher weiß ich, ob ich ausreichend gepresst habe?
Das kann man gleich direkt nach dem Pressen ermitteln.
Ein befreundeter Schäfer von mir presst und verfüttert erfolgreich ca. 550kg schwere Siloballen. Die haben einen Durchmesser von 1,2m und sind ebenso hoch. Das sind gerundet 1,4qqm oder in etwa 1400 Liter.
Auf meine gefüllten 200-Liter-Fässer angewendet, würde 1 Fass dann ca. 78kg wiegen. Es bringt aber 120kg auf die Waage, also mehr als 40kg zusätzlich!
Das heißt, ich hab im gleichen Volumen 1/3 mehr zusammen gepresstes Futter als die funktionierende Ballensilage. Da reicht der Pressdruck wohl aus.
Ein Heubündel mit ca. 50cm Kantenmaß wiegt bei uns zwischen 12kg und 15kg. 120kg Silage entsprechen also 8-10 Bündel Heu.
Wie erkenne ich, ob meine Silage gelungen ist?
Am besten beurteilt man mit den eigenen Sinnen.
Zunächst einmal darf kein Schimmel enthalten sein. Nester lassen sich ganz gut entfernen, hat sich das Myzel bereits ausgedehnt, wird’s schon schwieriger.
Sie muss angenehm, sogar aromatisch riechen, die Farbe kann je nach Methode von grün bis hellbraun variieren, sollte aber gleichmäßig im gesamten Futter sein.
Ebenfalls abhängig von der Siliervariante ist der Feuchtegrad im Futterstock. Der reicht von feucht bis trocken. Das Silo darf aber keinesfalls schmierig sein!
Hier kann man das noch einmal genauer nachlesen:
Wenn schlechte Silage vor allem an Wiederkäuer verfüttert wird,
können diese an LISTERIOSE erkranken.
Das Bakterium, das die tödlich endende Krankheit auslöst, führt zu einer eitrigen Hirnhautentzündung.
Symptome sind u.a. Apathie, Benommenheit, unnormale Drehbewegungen, Speichel- und Tränenfluss sowie späteres Festliegen.
Nach 10-14 Tagen verenden die Tiere.
Durch einwandfreies Futter und entsprechende Stallhygiene (saubere Tröge, trockene Einstreu...) kann dieser Krankheit weitgehend vorgebeugt werden!
Wie man sieht, ist das Herstellen von Silage in Handarbeit schon recht aufwändig.
Es bietet aber eine Menge Vorteile wie
- teilweise Wetterunabhängigkeit
- hoher Energiegehalt
- abwechslungsreiches Zufutter im Stall und auf der Weide
- Lagerung in Fässern ist überall möglich, Transport ebenso
- Nutzung der Futterflächen bis in den Herbst
- falls im Herbst Obst vorhanden ist, kann das mit siliert werden, Getreide ebenso.